Martin BURK: Kontrabass Gloria DAMIJAN: Berimbau, Toy Pianos Herbert LACINA: E-Bass Michael Franz WOELS: Berimbau, E-Gitarre
mit Wolfgang DOKULIL: Skulpturale Improvisation
Textpassagen aus Jean Paul: Siebenkäs, Erstes Blumenstück (Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei) dienen als Inspiration für musikalische und bildnerische Entwicklungen und Stimmungsbilder.
BERIMBAU
Der Pfeilbogen wendet sich zu mir schenkt mir seinen Klang bauscht meine Fingerspitzengefühle auf zum Rhythmusregenbogen zieht mit seinem Trinkgefäß mir die Stimme aus dem Herzen bringt mich so auf den Friedenspfad des Tanzes zurück da, wo wir hin(ge)hören … aufs Äußerste gelassen – aufs Innerste gespannt. (Andreas Gerber)
Erste Nachweise des Musikbogens finden sich in der „Drei-Brüder-Höhle“ in Frankreich, wo sich eine etwa 15 000 Jahre alte Darstellung eines Tänzers findet, der gleichzeitig einen mit dem Mund gespielten Musikbogen betätigt. Durch die Erweiterung der Bespannung entstanden schließlich mehrsaitige Instrumente. Das Klavier und der Kontrabass als extrem komplex gebaute Instrumente, sowie die E-Gitarre und der E-Bass als historisch junge Erscheinungsformen in der Familie der Saiteninstrumente werdenin diesem Konzert mit der wohl am weitesten verbreiteten Form des Musikbogens, dem aus Brasilien stammenden „BERIMBAU“ konfrontiert. Das „BERIMBAU“ selbst geht zurück auf west- und zentralafrikanischer Musikbögen, welche die als Sklaven nach Brasilien verschleppten Menschen mitbrachten. Es gibt drei verschiedene Typen des Berimbaus – Gunga, Medio und Viola – die gemeinsam ein Consort bilden. Das Klavier kann in diesem Zusammenhang als Weiterentwicklung von als Stabzither verwendeten Musikbögen betrachtet werden. Die Tanpura, eine in der indischen Musik gebräuchlichen Langhalslaute – die als begleitendes, obertonreiches Borduninstrument verwendet wird – schließt den Bogen zwischen Komplexität und Archaischen.
BARULHO (Portugiesisch: Lärm, Aufruhr)
Die Undurchschaubarkeit des Geschehens hat System: Wie jedes Konzert von der ursprünglichen Wortbedeutung concertare – sich bekämpfen – her als ein geordneter Wettstreit der Musikinstrumente aufgefasst werden kann, so kommt es auch bei BARULHO immer wieder zu „familiärem Zwist und Disput“ zwischen den Saiten-Instrumenten, der sich in energiegeladenen Spannungsbögen entlädt. Psychologisch gesehen bedeutet der Lärm von BARULHO die elementarste Form der Sublimation: zurückgestaute Aggression der Gegen-Spieler kann symbolisch und vielsaitig ausgelebt werden. Die musikalischen Äußerungen von BARULHO, psychohygienische Umwandlungen, wollen Bewunderung auslösen, Angst einflößen oder bannen, täuschen, verblüffen, ablenken oder einschläfern. Der Raum zwischen den besaiteten Lärmmachern wird mit geheimnisvollen Gesten abgetastet und in ausgreifenden, polyrhythmischen Schritten durchmessen. Zuweilen können auch Einzeldarbietungen das Geschehen auflockern. Diese Einlagen setzen einen Kontrapunkt zu den tiefen, langsamen Bewegungen der Eingangsphase.
BILD
Zum Text und in den Disput der Musik mischt sich die bildnerische Äußerung. Mit alltäglichem Material wird eine Skulptur improvisiert. Die visuelle Wahrnehmung der Entstehung einer Skulptur und die Arbeitsgeräusche stellen innerhalb dieses Text/Musik/Bild-Konglomerats den Anspruch auf eine grenzüberschreitende Kommunikation im Hier und Jetzt als Antwort auf Jean Pauls Gottsuche.
Chiao-Hua Chang / erhu
Lucy Zhao / pipa
Yedda Lin / piano
(live streaming 19:00-19h30)
Am 24.3. ist Impro Marathon Tag – 24 Stunden wird live musik online in Echtzeit übertragen. Unsere Trio wird pünktlich um 19Uhr beginnen und wird 30 Minuten online sein. (Leider nur Ton.) http://www.stazioneditopolo.it/24h-2018/indexComingSoon.html. Im KunstbeTrieb sind die Musikerinnen live zu sehen.
Chiao-Hua Chang, *Erhu
Born in Chiayi, Taiwan, Chang is living in Vienna as a freelance musician and erhu teacher.
Playing not only traditional music but also combines musically the eastern and western cultures and she also concerns herself with free improvised music. From 2001 to 2013 she taught erhu in Taiwan, where her lively and humorous teaching style was greatly appreciated. In 2001 she obtained her bachelor-degree in erhu from Shih-Chien University and in 2008 she completed her master-degree from the „Graduate Institute of Ethnomusicology“ at „Tainan National University of the Arts“ with her master thesis on the indigenous people of „Tsou“.
Since 2014, Chang is a sought-after erhu soloist and plays with many domestic and international musicians and ensembles.
Erhu is a two-string Chinese string instrument, over whose resonance body a snakeskin is stretched, generating the characteristic sound of this instrument.
Lucy Zhao, *Pipa
born in Beijing, received her first Pipa lessons at the age of 8. She attended the music school of the China Conservatory in 2005. In the same year she won the first prize as a Pipa soloist. In 2008, she played as a member of the Pipa Orchestra at the Beijing Olympics opening ceremony. As a student, she joined in the tour of China Conservatory orchestra in the US, South Korea, Hong Kong and various Chinese cities. From 2011 she was a student of the China Conservatory. As part of her studies, she joined in a project for the collection and documentation of South Chinese folk music, and played in 2013 at the final concert. In 2015 she appeared with her own solo concert. She moved to Europe in 2016. Lucy Zhao performed with the KlangForum Heidelberg in Germany and ensemble XX. jahrhundert in Vienna in 2017.
Pipa is a Chinese traditional four-stringed lute with 30 frets and pear-shaped body, which has more than 2000 years history. This instrument has extremely wide dynamic range and remarkable expressive power.
Yedda Chunyu Lin (aka Yedda Lin), pianist and composer
Yedda Lin
born in Taiwan. Started to play piano at age 4. Studied and graduated chemical engineering in Taiwan and Instrumemt pedagogy (IGP classical piano) at the University of Music and Performing Arts, Vienna. (MDW) (Manon-Liu Winter)
Since 2009 started to work as free improviser, cooperated with Lukas Ligeti, Clayton Thomas, Katharina Klement, Franz Hautzinger, DD Kern, Fritz Novotny, Paul Fields, Tanja Feichtmair, Wolfgang Reisinger, Daniel Lercher … etc. Member of Reform Art Unit and 4 Statessession
Influence: Asian roots, Claude Debussy, Maurice Ravel, Cecil Tayler, John Cage, Chopin, Pierre Boulez, Philip Glass, Jazz, Film music / Soundtrack, Minimal music, Electronic beats, Drum & Bass….
Lin experiments between structures, sounds / noises, free forms, minimal / asian music…. etc. different styles. Intension is to create the aesthetic of noises and melodies, and – perhaps – a new expressionism! Like she described : “ music could be noise, could be psychedelic, could be bizarre, it’s an artwork. PEI is the keyword – Passion, Energy and Intensity! “