• Kunsttherapie – ein schillernder Begriff

    Kunsttherapie ist ein schillernder Begriff und erfreut sich hoher Beliebtheit. Kunsttherapie begreift sich in erster Linie als Therapie und erst in zweiter Linie als Kunst bzw. Kunsterfahrung.

    Die Konnotationen von Kunsttherapie reichen von ArtBrut, Gugging, über Kunst mit Behinderten und Kunsttherapie in allen sozialen Feldern inkl. Gesundheitswesen, Gefängnis  und Schulen, bis zu animatorischen Ereignissen.

    Auf psychology48.com oder  Wikipedia ist zu diesem Thema manches nachzulesen. Ausbildungorganisationen für Kunsttherapie machen auf ihren Webseiten deutlich, was sie unter Kunsttherapie verstehen: In Deutschland u.a die Fachhochschule Ottersberg, die Alanus Hochschule, in Österreich die Wiener Schule für Kunsttherapie,  der Österreichische Fachverband für Kunsttherapie.

    Das Österreichische Kolleg für Kunsttherapie

    „erfüllt das Rahmencuriculum des ÖFKG, europäische Ausbildungsstandards und ermöglicht den Abschluß als psychodynamisch orientierte KunsttherapeutIn. Es bietet eine Plattform, Kunsttherapie zukünftig als eigenständiges Verfahren nach dem österreichischen Psychotherapiegesetz zu diskutieren und unterstützt aktiv Bestrebungen einer berufspolitisch gesetztlichen Anerkennung. …  Im künstlerischen Gestaltungsvorgang bekommen sowohl inneres als auch äußeres Erleben individuellen Ausdruck. Dies kann auch als Selbst-Aktualisierungsvorgang bezeichnet werden. Während dieses Vorgangs werden Symbole gebildet, die eine Brückenfunktion zwischen bewussten und unbewussten Inhalten darstellen. In der kunsttherapeutischen Durcharbeitung können diese bewusst gemacht und wieder angeeignet werden, (S. Bulfon)“

    Tatsache ist: Es gibt kein einheitliches Berufsbild für Kunsttherapie und eine staatliche Anerkennung für kunsttherapeutische Ausbildungsgänge gibt es bislang in Österreich auch nicht. Kunsttherapie darf nicht als Psychotherapie bezeichnet werden. Mit der berufspolitischen gesetzlichen Anerkennung geht es neben einer vermeintlichen Qualitätssicherung auch um den Zugang zum therapeutischen Markt.

    Große Fragen bleiben offen: Ist Kunst und Leben eine einzige Therapie? Brauchen wir Berufstherapeuten zum „Durcharbeiten“ unserer künstlerischen Gestaltungen? Ist nicht Kunsterfahrung für sich schon ein integraler Bestandteil der Selbst- und Welterfahrung jedes Menschen? Ist nun jeder Mensch – auch der/die Leidende –  ein Künstler / eine Künstlerin, oder bloß ein Objekt für Therapie?

    Kunsterfahrung ist Selbsthilfe.

  • John Dewey: Kunst als Erfahrung

    Hier im kunsterfahrungsblog auf diesen Klassiker der Kunsterfahrung Bezug zu nehmen versteht sich von selbst.

    Bereits 1934 hat John Dewey  „Art as Experience“ veröffentlicht. Zu diesem kunstphilosophischen Werk ein Auszug aus einer Rezension von Helmut Rath:

    „Durch eine jener ironischen Verkehrungen der Geschichte ist die Existenz der Kunstwerke zur Behinderung einer Theorie über sie geworden.“ Das ist eine elementare Wahrheit der gegenwärtigen Ästhetik. Als Träger einer Kunstphilosophie kommt das Kunstwerk selbst nicht mehr in Betracht. Der Werkbegriff ist zerfasert und aufgelöst.

    Der Satz ist auch in einer anderen Hinsicht wahr. Er verweist auf den historischen Prozeß der Trennung von Kunst und Leben, der im 19. Jahrhundert kulminierte: die Kunstwerke verschwanden in den Museen, ihre Verbindung mit den realen Lebensverhältnissen riß ab; fortan geisterten sie wie Irrlichter durch das ästhetische Bewußtsein.

    Einer der solidesten Versuche, aus dieser Erkenntnis Konsequenzen zu ziehen, stammt von dem amerikanischen Philosophen John Dewey (20. Oktober 1859 – 1. Juni 1952), einem führenden Vertreter des Pragmatismus.

    Kunst als Erfahrung: das ist die lakonische Formel für eine Ästhetik, die die Kontinuität zwischen ästhetischem Bewußtsein und alltäglicher Erfahrung wiederherstellen will. Aber nicht auf dem erprobten Weg interpretierender Kunstphilosophie. „Zur Theorie der Kunst können wir nur über einen Umweg gelangen.“ Er besteht bei Dewey in einer weitausholenden Theorie der Erfahrung.

    John Dewey’s Internetpräsenz :

    Dewey-Center Köln der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Lehr- und Lernforschung  („learning by dewey-ing“ 🙂 )

    Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) Demokratiepädagogik im Sinne Deweys Konzeption der Demokratie als Lebensform

    Wikipedia

    Facebook , eher nix los, aber mit 1179 Fans

    Twitter John Dewey alias Brown Eel, der  gern Musik hört und ein interessantes Blog betreibt, in dem John Dewey mit keinem Wort vorkommt

  • Das blaue Atelier – wer macht mit?

    Projektname:

    DAS BLAUE ATELIER

    Standort: Klostergasse 11 – 13, 1180 Wien

    Projektbetreiber: Verein für Kunsterfahrung

     

    Projektleiter :

    Mag.art. Wolfgang Dokulil

    Klostergasse 11, 1180 Wien,

    Projektteam: 2 – 4 KünstlerInnen

    Mission Statement:

    DAS BLAUE ATELIER bietet betreute Atelierplätze für Kunsterfahrung im psychosozialen Feld an. Motto: … ein Stück vom Himmel – hier und jetzt!

    Atelier: 1180 Wien, Klostergasse 11, 150m² eingerichtete Werkstatt

    Öffnungszeiten: Mo – Fr, 8 – 17 Uhr

    Projektdauer: 12 Monate (ab Sicherstellung der Finanzierung!)

    Abschluss: Prozessdokumentation und Ausstellung

    Nach einer Evaluierung wird über die Fortsetzung des Projekts

    entschieden.

    Projektbeschreibung:

    DAS BLAUE ATELIER ist ein soziales Projekt, das Atelierplätze für Menschen mit psychosozialen Problemen anbietet, insbesondere für Psychiatriebetroffene, Suchtkranke, Traumatisierte, Menschen mit Burnout, aber auch für somatische Rehabilitation und Bewährungshilfe

    DAS BLAUE ATELIER sucht Institutionen, Vereine und Organisationen als Partner, die für ihre Klienten unser Angebot nutzen. Die Atelierplätze werden stundenweise angeboten (Minimum 4 Stunden pro Woche). Max. Teilnehmerzahl: 12 Personen

    Die Atelierplätze, Werkzeug und geringes Materialbudget sind vorhanden, sowie versperrbare Garderobekästen. Sonst muss alles selbst beigebracht werden. Wir beginnen mit Nichts. Spontan wird ein experimentelles Szenarium entworfen, das vom Werk zum Prozess, von der Objekt- zur Selbsterfahrung fortschreitet. Wer künstlerisch formt, formt sich selbst. Jenseits aller materiellen Nützlichkeit steht die Selbstverwirklichung, die Entwicklung der Person im Vordergrund. Jeder Mensch muss selbst sein / ihr eigenes Verhältnis zwischen Gefühl und Vernunft suchen. Dafür gibt es nur individuelle Lösungen. Kunst erfindet ständig neue individuelle Gestaltungen zwischen Chaos und Ordnung, Zufall und Regel – und stellt so eine Kommunikation her zwischen Spontaneität und Vernunft. Wenn die künstlerische Tätigkeit offen bleibt und nicht zielgerichtet ist, hat Kunst als Selbsterfahrungsstrategie eine (selbst-) heilende Funktion.

    Hier wird nicht gebastelt, es geht nicht um Kunsthandwerk oder um verkäufliche Kunstwerke und auch nicht um berufliche Integration in den Arbeitsmarkt. Artefakte des künstlerischen Prozesses werden in der Schlussausstellung der Öffentlichkeit präsentiert, sofern die KünstlerInnen einverstanden sind. Auch hier ist es Ziel und Zweck, die KlientInnen individuell zu ermutigen diesen Weg der Selbsterfahrung und Selbstheilung zu beschreiten.

    Die Anforderungen an die KlientInnen sind vielfältig, weil nur das geschieht, was selbst gemacht wird:

    freie künstlerische Tätigkeit, Produktion von bildender Kunst mit eigenem Ausdruck

    Einkauf von Material, Material- und Werkzeugverwaltung

    Erwerb von technischen Fähigkeiten, Erwerb einer produktiven Arbeitshaltung

    Teilnahme an der Kommunikation in der Gruppe, tägliches Plenum: Mitbestimmung, Arbeitsbesprechung, Anwesenheitskontrolle, Protokollführung

    Einhaltung von geregelten Zeiten und Rhythmen,

    Mitarbeit am täglichen Ablauf (Bürotätigkeit, Reinigung, …)

    Verbesserung der Leistungsfähigkeit und körperliche Ertüchtigung, tägl. Gymnastik

    Ausstellungsorganisation und –aufbau

    Dokumentation des Prozesses, Gestaltung des Weblogs „Das blaue Atelier“

    Werbung, Pressearbeit , Sponsorenbetreuung

    Gefördert wird: Training von Achtsamkeit und Kreativität, Stärkung von Widerstandkraft und Selbstwertgefühl, Aufbau von Hoffnung und Motivation zur Heilung und Integration, Ermutigung zur Selbsthilfe, Bildung von Selbsthilfegruppen, Empowerment zum öffentlichen Auftritt.

    DAS BLAUE ATELIER begegnet einem mangelnden Angebot bzw. entspricht einem wachsenden Bedarf an Betreuung zur Integration und Stabilisierung der Situation von Menschen mit psychosozialen Problemen.

    DAS BLAUE ATELIER ist auch ein sozialer Treffpunkt und als solcher die selbstbewusste, öffentliche Einforderung von freiem Raum. Die Selbstermächtigung der KlientInnen zu möglichst umfassender Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen und zur selbstbestimmten und gleichberechtigten Gestaltung ihres sozialen und kulturellen Lebensraumes ist uns ein Anliegen. Deshalb ist auch die Mitbestimmung der KlientInnen am Projekt erwünscht.

    Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, werden der Prozess und die Arbeitsergebnisse dokumentiert und in einem Weblog publiziert. Die Dokumentation beginnt mit einer Bestandsaufnahme der Erwartungen und endet mit einer Einschätzung der Ergebnisse durch alle Beteiligten.

    Zur Finanzierung ersucht DAS BLAUE ATELIER um Spenden, Sponsoring und Förderungen (AMS Wien, ESF, Fonds Soziales Wien, Bundessozialamt Wien, NÖ, Bgld, MA 7 Kulturamt, departure, Kunstsektion des BM:UKK).